Wäre ich damals nicht an der bildo gewesen, würde ich heute wahrscheinlich nicht fotografieren.
Sebastian Mayer, 2015
Es geht um die Arbeit mit Fundbildern. Eine theoretische Vorbereitung auf dieses Praxisprojekt ist u.a. die Lektüre von Roland Barthes »Die helle Kammer«. Darin entwirft er eine netzartige Fotografie-Wahrnehmungsmethodik mit Hilfe folgender Begriffe: studium, operator, spectator und punctum. Diese theoretische Methodik transferierten wir für das praktische Vorgehen. Insbesondere die Betrachtung dessen, was Roland Barthes als punctum bezeichnet, führte dabei zu aufschlussreichen Momenten im Bildkonstruktionsprozess. Das »punctum« definiert er u.a. so: »Dies zweite Element, welches das studium aus dem Gleichgewicht bringt, möchte ich daher punctum nennen, denn punctum, das meint auch: Stich, kleines Loch, kleiner Fleck, kleiner Schnitt- und: Wurf der Würfel. Das punctum einer Photographie, das ist jenes Zufällige an ihr, das mich besticht (mich aber auch verwundet, trifft)«.
Die 10 vorgegebenen Arbeitsschritte lassen sich analog und/oder digital lösen.
1. Wahl eines technischen Bildes aus einem gegebenen Fundus an Fundbildern zur subjektiven Bearbeitung
2. Detaillierte verbale Beschreibung des Ausgangsbildes, so dass Blinde das Bild imaginieren könnten
3. Eingehende Recherche bzgl. seiner Materialität und des spezifischen Fundortes
4. Fotografische Reproduktion des Ausgangsbildes incl. ihrer Umkehrung
5. Fotografisches Herauslösen eines möglichen punctum (nach Roland Barthes) durch partielle Entwicklung
6. Fotografische Umkehrung des gefundenen punctum
7. Formen- und Kräftediagramm, das konstruktive Wesen des Bildes betref- fend
8. Zeichnerische Überarbeitung der Reproduktion des Ausgangsbildes
9. Fotografische Rekonstruktion der Aufnahmesituation des Ausgangsbildes
10. Konstruktion einer vom Ausgangsbild abgeleiteten medialen Realität in Form eines technischen Bildes oder auch bildnerischen Projektes
Die Vielfalt des Medialen zeigt sich schon beim Auswählen der Fundbilder. Studierende wählen aus einem Fundus der Sammlung Heine folgende Bildzustände aus: ein Polaroid SX 70, ein ausgesilbertes und ein fernkopiertes Aufsichtsbild, ein farbiges Photomatonbild und schließlich ein schwarz-weißes Erinnerungsbild mit Perl-Oberfläche.
Ziel ist es, unter Verwendung der 10 methodischen Schritte die eigenen inneren und äußeren Bilder zu suchen und dabei der Frage nachzugehen, ob es angesichts heutiger Bildermengen noch eigene Bilder geben könne, und wenn ja, was wäre ihr Erkennungszeichen? Wodurch würden sie sich den Produzenten und den Rezipienten technischer Bilder offenbaren? Das anonyme, auf der Straße gefundene Bild, schien bestens zur Beantwortung dieser Fragen geeignet. Im Anderen und Unbekannten scheinen die eigenen Möglichkeiten auf. Im Spiel mit der Differenz. Und mit der Distanz. Das Nachvollziehen unbekannter, außen und fern liegender Beweggründe führt über Versuche und Vergleiche zur Mobilisierung eigener Erfahrungspotentiale, Quelle für jede schöpferische Tat, auch dann, wenn sie mit und über Medien manifest werden soll. In diesem Sinne ist die vorgestellte Konzeption modellhaft, für die Nachahmung, Erweiterung, Überprüfung und Vernetzung prädestiniert. Obwohl sie die Frage nach dem Eigenen stellt, verbindet ihre sichtbaren Ergebnisse nichts mit der Exklusivität von Originalen. Das »Eigene« scheint gelegentlich im Unscheinbaren auf. Die anonymen Ausgangsbilder verlieren im Lauf des Arbeitsprozesses ihre ursprünglichen technischen Eigenheiten. Farben verschwinden; Formate passen sich an; Bildteile werden isoliert, kehren sich um und gehen in andere Techniken über. Die technischen Gesetzmäßigkeiten sind zur Überwindung ihrer selbst eingesetzt. Nicht verdrängt und übergangen, wie es viele Gestalter so gern tun, die ihre Absichten in Unschärfe und schlechter Auflösung gezielt zerstreuen und vernebeln. Hier geht es darum, die bereits im Konzept angelegte Transparenz für Offenheit und Kommunikation logisch und virtuos zugleich zu generieren, anstatt ihre Entstehung konzeptionsfrei allein dem Geist der Eingebung und der eigenen Befindlichkeit zu überlassen.
Josef Korkor
Kurze Videoprojekte verhandeln selbst gewählte Themen der Studierenden auf der Grundlage der in der Grundlehre (1. und 2. Semester) entwickelten medialen Eigengesetzlichkeiten von Raum und Zeit.
Frank Paul, 1990
00:01:12, Computeranimation (selbst geschriebenes C-Programm)
Claudius Lazzeroni, Nikolai Luckow, Frank Paul, 1990
00:01:55, Computeranimation, S-VHS
Josef Korkor, 1991
00:00:17, Computeranimation S-VHS
Wolf Gresenz, 1993
00:06:24 S-VHS
Eine Dokumentation u?ber den und mit dem Komponisten und Medienku?nstler Frieder Butzmann.
Thomas Kemnitz, 1993
00:04:12 Betacam SP
Bernard Wedig, 1993
00:02:36 S-VHS
Thomas Kemnitz, 1993
00:03:11 Betacam SP
Ein experimentelles Studierendenportrait, das die Akteure untereinander und mit den sie umgebenden Hochschulräumen agieren lässt.
Charaktereigenschaften und soziale Beziehung werden durch den gezielten Einsatz digitaler Effekte sichtbar.
Josef Korkor, 1994
00:00:32, Computeranimation Betacam SP
Designentwurf für die Firma motion pixel
Ausschnitt aus einem Diplomprojekt
Thomas Kemnitz, 1994
00:01:00 Betacam SP
Wettbewerbsbeitrag zum Thema »Nackt«. Nacktheit und Unberührbarkeit werden als Synonyme für medialen Konsum und mediale Begegnung interpretiert.
Erster Preis im deutschen Wettbewerb bei den Internationalen Kurzfilmtagen, Oberhausen 1994.
Wolf Gresenz und Bernard Wedig, 1994
00:01:14 Betacam SP
Fabian Grobe, 1997
00:01:30 Hi 8
Bernard Wedig, 1993
00:05:37 Betacam SP