Private Hochschule schult Medienkünstler. Akademiker haben ein neues Arbeitsgebiet entdeckt: Mediendesign. An der Berliner Akademie bildo treten
nach einem halben Jahr Studienbetrieb die Studenten mit ihren innovativen Arbeiten an die Öffentlichkeit.
I. Schaffer, 1989
Gründung der Edition bildo.
Die Künstler Thomas Born und Anna Heinevetter kooperierten ab 1979 in Göttingen unter dem Namen "Medienkunst, Atelier für schnelle Medien" in diversen Projekten, u.a. auch zusammen mit der Architektin Lucy Hillebrand. Im Sommer 1982 verlegten sie das Atelier nach Berlin. Vermittelt durch die Künstlerin Susanne Schenda, lernten sie dort einige Mitglieder der "Fliegenden Universität" kennen. Daraus entstand in der Folge eine zwanzig Jahre andauernde Kooperation, insbesondere mit dem Soziologen und Medientheoretiker Jochen Lingnau. Während einer ihrer gemeinsamen Textdiskussionen im inzwischen umbenannten "Atelier Medienkunst, für Wahrheit und Wahrscheinlichkeit" kreierten sie die Marke bildo und gründeten gleichzeitig eine Edition mit diesem Namen, die der Publikation und Vermittlung von Medienkunst dienen sollte. Die beiden ersten Titel der Edition bildo 1985 waren "die zeitlang" von Anna Heinevetter und "hole and hill" von Thomas Born, jeweils mit einführenden Texten von Jochen Lingnau und Vito Orazem, Medienwissenschaftler, Universität Oldenburg. Zahlreiche weitere bildo Titel folgten und folgen weiterhin. Die Edition bildo ging der Akademiegründung voraus und überdauert bis heute.
Konzeption und Entwicklung eines Curriculums für die innovativen Studiengänge "Mediendesign" und
"Medienkunst".
Seit 1984 führte das Atelier Medienkunst, Pfuelstraße 5, in einem an Spree und Mauer in Berlin-Kreuzberg 36 gelegenen, ehemaligen Getreidespeicher, im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit mehrmonatige Weiterbildungslehrgänge durch. Sie waren an Fach- und Führungskräfte gerichtet und sollten zukunftsorientierte Bild- und Medienkompetenzen vermitteln. Die Titel dieser Veranstaltungen lauteten "Technische Bildmedien und räumliches Denken". Die Inhalte gliederten sich in foto- und videopraktische Grundübungen, flankiert von medien- und kunsttheoretischen Vorträgen, einem begleitenden Kung Fu Training sowie einer Abschlussprüfung in allen drei Gebieten und einer Atelier-Ausstellung. Diese curriculare Struktur und die Erfahrung mit ihrer Realisation wurde als Kern des zukünftigen Studienangebots der bildo akademie übernommen und ausdifferenziert.
Das bildo Konzept beinhaltete zunächst die vier Lehrgebiete Medienpraxis, Mediengestaltung, Medientechnik, Medientheorie und -geschichte. Teil der Mediengestaltung war ein regelmäßiges Kung Fu Training, Teil der Medientechnik das Programmieren ab dem ersten Semester. Die Bezeichnungen der Studiengänge "Mediendesign" und "Medienkunst" waren in der bundesrepublikanischen Hochschullandschaft bis dahin nicht gebräuchlich.
Gründung der bildo akademie für Kunst und Medien durch Anna Heinevetter und Thomas Born unter konzeptioneller Mitarbeit von Jochen Lingnau.
Auftrag und Ziel der neuen Akademie bestanden darin, jungen Menschen ein zukunftsorientiertes Design- und Kunststudium zu ermöglichen und so einen Beitrag zur Erforschung und Kultivierung des gerade heraufziehenden digitalen Zeitalters zu leisten. An den meisten staatlichen Fach- und Kunsthochschulen fand das Thema der sog. Neuen Medien bis dahin kaum Eingang ins Curriculum. Die bildo akademie war 1987/88 eins der ersten, wenn nicht d a s erste Bildungsinstitut im deutschsprachigen Raum, das ein entsprechendes, an der künftigen Technikentwicklung orientiertes achtsemestriges Design- und Kunststudium offerierte. Studierende und Lehrende waren Teilnehmende eines Pilotprojekts, das den Übergang von der analogen zur digitalen Produktionsweise des Visuellen von Beginn an als Neuland verstand, und das beispielgebende Grundlagenforschung betrieb. Born und Heinevetter sahen die bildo akademie als ein Teil ihres künstlerischen Oeuvres, im Beuys´schen Sinn als eine "soziale Skulptur". Legendär war die bildo Grundlehre, die den medialen Raum und die mediale Zeit ins Zentrum der Studienarbeiten stellte und die von einer Reihe das Bewusstsein erweiternder, bildnerischer und physischer Übungen getragen wurde.
Ausschnitte aus einem Interview der Kunsthistorikerin Angelika Stepken mit den Akademiegründern, publiziert in Kunstforum, Band 101, Nr. 6/1989:
Thomas Born: "Ich betrachte diese Akademie selbst als ein Kunstwerk; denn sie ist als künstlerische Arbeit durch Künstler entstanden. Insofern verstehen wir auch die Lehre als eine künstlerische Arbeit. Wir tun nichts anderes, als uns zusammen mit den Studierenden mit den Themen zu befassen, mit denen wir uns ohnehin auseinandersetzen."
Jochen Lingnau: "Wir glauben, dass es ein ernsthaftes Problem gibt, dass die neuen Medien einen epochalen Einschnitt, eine gesellschaftliche Veränderung bringen, angesichts derer jede Kunst und jede Theorie mit offenen Fragen dastehen. Wir tragen dazu bei, die Fragen zu formulieren und in der Interdisziplinarität Antworten zu erarbeiten."
Anna Heinevetter: "Wir wollen nicht vor den Maschinen kapitulieren, d.h. sie lediglich korrekt bedienen. Wir wollen Eigenaktivität in die kreative Arbeit mit der Maschine einbringen, ein interaktives Verhältnis herstellen. Um mehr zu erzeugen als die in den Apparaten enthaltenen Bildkapazitäten, müssen Formen der Erfahrung mit den Apparaten erforscht und eröffnet werden."
Dieser Aufgabe hat sich die bildo akademie schwerpunktmäßig gewidmet.
Aufnahme des Studienbetriebes mit zwölf Studierenden.
Eröffnung der Ausstellung "Medienkunst" von Anna Heinevetter und Thomas Born im Neuen Berliner
Kunstverein / NBK.
Lucie Schauer gewann die Medienkünstler Anna Heinevetter und Thomas Born für eine Einzelausstellung im Neuen Berliner Kunstverein. Sie präsentierten großformatige bearbeitete Fotografien, Foto-Tableaux und dreidimensionale Computer-Installationen erstmalig in Berlin unter dem programmatischen Titel Medienkunst. Jochen Lingnau und Lucia Schauer führten in die Ausstellung ein.
Berufung des Beirats der bildo akademie mit beratenden und repräsentativen Funktionen.
Der Beirat der bildo akademie war folgendermaßen zusammengesetzt:
Dr. Wulf Herzogenrath (1944)
Kunsthistoriker
Lucy Hillebrand (1906-1997)
Architektin.
Dr. Dietmar Kamper (1936-2001)
Soziologe, Philosoph, Autor und Hochschullehrer
Floris M. Neusüss (1937)
Fotokünstler und Hochschullehrer
Michael Schirner (1941)
Creative Director und Hochschullehrer
Gräfin Marie Christine Wolff-Metternich (1932-2010)
Kunstsammlerin
Anerkennung der Gemeinnützigkeit der bildo akademie durch den Berliner Senat.
Die ersten zwölf Studierenden legten erfolgreich ihre Zwischenprüfungen in den Studiengängen Mediendesign und Medienkunst ab.
Herausgabe der Publikation "Bildmaschinen und Erfahrung" in der Edition Hentrich Berlin.
Die Akademiegründer konzipierten und realisierten 1989 das Symposion "Bildmaschinen und Erfahrung", das im Teehaus des Englischen Gartens in Berlin- Tiergarten stattfand und nach drei Tagen in der bildo akademie endete. Die interdisziplinäre Veranstaltung zwischen Medienkunst und Medientheorie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft in Bonn finanziell gefördert.
Künstler/innen und Vortragende waren: Thomas Born, Anna Heinevetter, Adam Boome, Jochen Lingnau, Dietmar Kamper, Lucy Hillebrand, Johann Lischka, Florian Rötzer, Torsten Meiffert, Vito Oralem, Michael Mohnhaupt, Gerald Duelen, Jean-Luc Evard. Das interdisziplinär angelegte Symposion behandelte in künstlerischer und geistes- wie naturwissenschaftlicher Hinsicht die Mensch-Maschine-Schnittstelle im Kontext künftiger gesellschaftlicher Entwicklungen. Der Band "Bildmaschinen und Erfahrung" versammelt sämtliche Vorträge dieser Veranstaltung. Daneben existieren vollständige Video-Mitschnitte der Vorträge, Darbietungen und Diskussionen, die Ausdruck der Intensität der Veranstaltung und der großen damaligen Publikumsresonanz sind.
Das Studium an der bildo akademie wurde nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz als förderungswürdig anerkannt.
Der Berliner Senator für Kulturelle Angelegenheiten, Ulrich Roloff-Momin, besuchte erstmalig die bildo akademie.
Die bildo akademie erhielt eine Zuwendung von 750.000 DM aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie zur Anschaffung eines professionellen Betacam SP 3-Maschinen-Schnittstudios.
Studierende produzieren unter der Leitung des Architekten Gerd Kondla Entwürfe zur Umnutzung eines alten Transformatorenwerks der BEWAG (Berlin-Steglitz) in eine Medienkunstakademie. Das Gebäude wurde kurze Zeit später abgerissen und das Grundstück an einen Investor verkauft.
Die bildo akademie mietete weitere Gewerberäume in der Steglitzer Schloßstraße an, um das professionelle Betacam SP 3-Maschinen-Schnittstudio einrichten zu können.
Vier laufende Jahrgänge studierten nun an der bildo akademie. Die Aufbauphase war damit erfolgreich abgeschlossen.
Einführung der Reihe "bildo Montagsvorträge".
Die Vortragsreihe "bildo Montagsvorträge", anfangs wöchentlich durchgeführt, stellte Positionen jener wissenschaftlichen und künstlerischen Disziplinen zur öffentlichen Diskussion, die mit den sog. neuen Medien Berührungspunkte hatten und befasst waren.
Teilweise waren die Vortragenden die Lehrenden selbst, teilweise waren es Gäste und Freunde der bildo akademie. Die Montagsvorträge erfreuten sich regen Interesses der Berliner, aber auch überregionaler Besucher/innen. Da die Organisation oftmals das Budget einer kleinen Akademie überschritt, wurden die Montagsvorträge später zwei- bis dreimal pro Semester angeboten. Ambitionierte Studierende dokumentierten die Veranstaltungen auf Video. Hier sind für Kamera- und Tonaufnahmen insbesondere Wolf Gresenz und Thomas Kemnitz zu nennen.
Vortragende Gäste waren z.B. Helmut Höge, Dietmar Kamper, Ulrike Grossarth, Barbara Sichtermann, Hanne Loreck, Friedrich Kittler . . .
Gründung der Produktionsfirma motion pixel GmbH zur Unterstützung der Arbeit der bildo akademie.
Die Firma "motion pixel" bot in erster Linie Dienstleistungen in der digitalen Bewegtbildverarbeitung an und führte Weiterbildungsveranstaltungen für Profis durch. Interessierte Studierende konnten in dieser Firma ihr Praktikum leisten, aber auch außerhalb des Praktikums an Projekten und Aufträgen mitarbeiten. Alle Gewinne aus dieser Arbeit flossen in den Lehrbetrieb der bildo akademie zurück. Mitarbeitende Studierende erhielten als einzige Honorare für ihre Tätigkeit.
Einführung des Kurzzeitstudiengangs Medienassistenz mit dem Schwerpunkt Fotografie / digitale Bildbearbeitung
Da einigen Studierenden das achtsemestrige Studium zu lang und zu kostspielig war und sie daher ohne Abschluss die Akademie wieder verlassen mussten, entstand die Idee, in das achtsemestrige Studium ein viersemestriges zu integrieren. Diese Modularisierung nahm den 20 Jahre später eingeführten staatlichen Bachelor-Abschluss insofern voraus, als die Studierenden nun in vier oder sechs Semestern ein sog. Kurzzeitstudium absolvieren konnten. Es umfasste curricular das Grundstudium der Studiengänge Mediendesign und Medienkunst und schloss mit einem umfangreichen Praxisprojekt (100 Bilder-Konvolut) ab. Das bildo Kurzzeitstudium war so dicht und effektiv organisiert, dass es bereits eine professionelle berufliche Arbeit im freien oder angestellten Dienstleistungsbereich ermöglichte. Einige Studierende absolvierten das Studium der Medienassistenz auch als Grundlage für weiterführende Studien an anderen Hochschulen. Das bildo Angebot war durch diese erste Modularisierung sehr viel flexibler geworden.
Aufnahme der bildo akademie als "Full Member" in die European League of Institutes of the Arts / ELIA.
Anfang der 90er Jahre hatte sich auf europäischer Ebene ein Zusammenschluss von Kunstausbildungsinstituten entwickelt. In diesem Gremium trafen sich die Teilnehmer/innen einmal jährlich zum Austausch in jeweils einem europäischen Land. Die bildo akademie bewarb sich für eine Mitgliedschaft und wurde bald aufgenommen. Anna Heinevetter nahm im Juni 1995 erstmalig in Paris an der ELIA-Konferenz teil. Für die Studierenden bedeutete dies, dass sie zusätzliche Stipendien-Möglichkeiten hatten und ein unbürokratischer Austausch zwischen den diversen Mitgliedshochschulen angeboten wurde. Auch auf der Ebene der Lehrenden sollte Austausch initiiert werden. Die bildo akademie schrieb ein studentisches Stipendium aus, das ein junger Künstler aus den Niederlanden erhielt. Lehrende und Studierende von der Kunsthochschule Bergen in Norwegen kamen für ein Semester an die bildo akademie. Durch die ELIA-Mitgliedschaft wurde die bildo akademie nun europaweit wahrgenommen.
Die ersten acht Studierenden schließen ihr Studium in den Studiengängen Mediendesign und Medienkunst erfolgreich mit dem bildo Diplom ab.
Es sind Jens Staeder, Dieter Jaufmann, Claudius Lazzeroni, Andrea Grosse-Leege, David Bers, Michael Najjar, Stephan Bohle und Frank Paul, fast der komplette erste bildo Jahrgang.
"Alle Plätze sind belegt - 99 ULOs für Berlin", eine künstlerische Aktion in der bildo galerie von Floris M. Neusüss zur Unterstützung der bildo akademie.
Die bildo akademie betrieb von Anfang an auch eine eigene Galerie. Hier fanden die Semesterabschluss-Ausstellungen, Diplom-Präsentationen und Ausstellungen von Kunstschaffenden statt. Die Neusüss-Ausstellung war ein Highlight, da Neusüss sich als Beiratsmitglied bereit erklärt hatte, die Akademie durch den Verkauf seiner Bilder zu unterstützen. Außerdem war die sehr gut besuchte Präsentation die erste Einzelausstellung seiner Arbeiten in Berlin. Der Kunstwissenschaftler Michael Glasmeier führte in die Ausstellung ein. Alle 99 Fotogramme konnten noch während der Dauer der Ausstellung veräußert werden. Neusüss war damit ein großzügiger Sponsor der Akademie geworden, der darüberhinaus in wirtschaftlich schwierigen Phasen das Leitungsteam beratend unterstützte.
Andere Unterstützer waren der Kunsthändler Mark Junghans, die Architektin Lucy Hillebrand, der Geologe und Bergsteiger Heinz Tillman . . .
Herausgabe eines Tutorials zur Schnittsteuerung BVE 910 in der Edition bildo.
Born/Heine hielten im Rahmen der DGPh-Veranstaltung "Wege zum Bild" in der Leipziger Hochschule für Graphik und Buchkunst vor Fachpublikum einen Vortrag über das innovative Bilderstudium an der bildo akademie.
(DGPh=Deutsche Gesellschaft für Photographie e.V.)
Die Erwähnung des Kung Fu Trainings im Kontext des bildo Studiums, das Thomas Born besonders eingehend in Bild und Text als gestalterische Übersetzung von Bewegungserfahrung ins technische Bild beschreibt, trifft auf skeptische Fragen. Obwohl es sich in dieser Veranstaltung um die neue Verortung der Ausbildungswege zur Fotografie im Zeichen des Digitalen drehte, war die verzagte Zuhörerschaft von neuen Wegen wenig überzeugt.
Ausstellungsinstallation "Ausländerfeindlichkeit ist nicht das Wesen des Problems" von Anna Elisa Heine, in der Galerie der bildo akademie
Die Installation "Ausländerfeindlichkeit ist nicht das Wesen des Problems" thematisierte mit sparsamen ästhetischen Mitteln (Tisch, Hocker, Leselampe und Buch) die wachsende kriminelle Gewalt gegen Obdachlose, Arbeitslose und Menschen fremder Kulturen in Berlin und Deutschland.
Installation "abschied" von Born/Heine zusammen mit Studierenden in der Galerie der bildo akademie und Umzug in ein Fabrikgebäude in Berlin-Wedding.
Der Gewerbemietvertrag der bildo akademie lief zum Ende des Jahres 1993 aus. Der Berliner Senat konnte oder wollte nicht helfen, ebenso wenig der Bezirk Stieglitz. Die Beiratsmitglieder, die Studierenden, die Lehrenden waren in die Raumsuche involviert, die sich wegen der neuen Entwicklung Berlins nach der Maueröffnung mit steigenden Gewerbemieten als schwierig erwies. Letztlich fand sich eine bezahlbare, gerade schön sanierte Hinterhof-Fabriketage mit Lastenaufzug in Berlin-Wedding, Drontheimer Straße 21. Ein Vorteil war die Zusammenführung der bisherigen drei Standorte an einem Ort. Dort sollte die bildo akademie in den kommenden Jahren noch einmal eine intensive und kreative Lehr-, Produktions- und Lernzeit mit einschneidenden technischen Veränderungen realisieren.
Ein "bildo students dictionary" wurde angelegt und in den laufenden Vorlesungsverzeichnissen dokumentiert und 2004 als Fachwortindex zusammengefasst.
Eröffnung der Ausstellung "Medienkunst im Wasserturm" und Herausgabe des Buchs gleichen Titels in der Edition bildo.
Einführung der Vortragsreihe "aus aus heraus aus" nach einer Idee von Stephan Bohle, ehemaliger bildo Student.
Ehemalige Studierende mit Mediendesign-Diplom hielten an der bildo akademie Vorträge, in denen sie ihre beruflichen Erfahrungen in Rückkoppelung zu den Studieninhalten reflektierten. Stephan Bohle, auf dessen Idee diese Vortragsreihe zurückging, machte den Anfang mit seinem Vortrag über die Arbeit und Geschäftsführung der Agentur Ledesi. Es folgten Jens Staeder mit einem Bericht über die Arbeit als Kameramann für Tip TV und andere Auftraggeber und Claudius Lazzeroni über seine Designer-Tätigkeit in der Firma Pixelpark. Weitere Vorträge folgten.
Die bildo akademie erhielt ihren ersten Internet-Account www.is.in-berlin.de/~bildo/bildo.html
Beginn der interdisziplinären transinstitutionellen Kooperationen in Form von Diplomprojekten, Seminaren, Wettbewerbs- und Ausstellungsteilnahmen.
Gespräche mit Professoren und Mitarbeitern der Freien Universität Berlin (Tiermedizin), des Virtual College Berlin-Brandenburg, dem Rechenzentrum der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft und dem Silicon-Studio des ITW Berlin ergaben diverse Kooperationen, die die bildo akademie über den regen fachlichen Austausch und diverse Projekte in ein interaktives Forschungsnetzwerk integrierten.
Die bildo akademie galt den Beteiligten dabei als gleichwertige Partnerin auf der Höhe der Zeit.
Studienstrukturreform an der bildo akademie.
Mit der Studienstrukturrreform wurde der Versuch unternommen, die Modularisierung des Curriculums weiter auszudifferenzieren. Drei (anstatt vorher vier) Kernfachgebiete: Mediengestaltung, Medientechnik und Medientheorie und -geschichte wurden von je einem Lehrenden verantwortlich betreut. Alle angebotenen Lehrveranstaltungen wurden diesen drei Fachgebieten zugeordnet, und die Prüfungsordnung wurde darauf abgestimmt. Interessierte konnten nun auch einzelne Veranstaltungen buchen, ohne ein ganzes Studium zu absolvieren. Für die Studierenden, die Studienabschluss und Benotung anstrebten, wurde es so problemlos möglich, eine versäumte LV in späteren Semestern nachzuholen. Semesterverbände und das persönliche Zeitmanagement einzelner Studierender waren durch die neue Strukturierung weniger fixiert. Diese weitere Flexibilisierung trug auch der Tatsache Rechnung, dass die Bewerberzahlen der Akademie ab Mitte der 90er Jahre plötzlich zurückfielen und kam darüberhinaus den Wünschen der Studierenden entgegen, die mehr und mehr bestimmte Lehrveranstaltungen favorisierten, während sie andere ablehnten (wie z.B. Programmiersprache).
Der Arbeitskreis "Was ist Mediendesign?" konstituiert sich an der bildo akademie unter Leitung von Jochen Lingnau.
Jochen Lingnau resümierte die Ergebnisse des bildo Arbeitskreises, der sich einige Semester lang regelmäßig getroffen hatte, um der Frage "Was ist Mediendesign?" nachzugehen und schuf zusammen mit den Studierenden die gedanklichen Grundlagen für ein neues Berufsbild.
Auflösung der analogen Fotolaboratorien der bildo akademie bei gleichzeitigem Ausbau der Computerarbeitsplätze zur Bildbearbeitung.
Dieser Schritt von der analogen zur digitalen Bildbearbeitung lag länger in der Luft und wurde nun vollzogen. Studierende sahen diesen Wandel mit einem weinenden Auge. Die Arbeit im Fotolabor erschien ihnen nun im Rückblick als sehr bedeutsam im Rahmen des Studiums. Die technische Entwicklung war jedoch rasant fortgeschritten, eine Anpassung von Equipment und Know how unumgänglich, wollte man weiterhin verantwortlich auf eine berufliche Arbeit hin ausbilden und studieren. Nach der zunächst hybriden Produktionsweise (analoge Aufnahme / digitale Bearbeitung) folgte schnell die Digitalisierung des gesamten Workflows in der Bild- und Bewegtbildproduktion. Die Akademie schien nach der Einführung dieser Neuerungen eine andere zu sein.
Beginn der transinstitutionellen Seminare zwischen der bildo akademie und dem Studiengang Kommunikationsdesign der FHTW. Studierende beider Hochschulen (privat und staatlich) studierten gemeinsam in diversen Seminaren.
Diese transinstitutionellen Seminare fanden abwechselnd bei bildo oder am damaligen Standort des Fachbereichs 5 der FHTW statt (Warschauer Platz). Die zahlreich Teilnehmenden erlebten diese Lehrveranstaltungen als eine Bereicherung ihres Studienalltags, konnten voneinander profitieren und ihre Perspektiven erweitern. Zum Teil wurde dieser anregende Austausch in Protokollen dokumentiert, die im Rahmen des Forschungsprojekts "Virtual Design" entstanden sind und später publiziert wurden.
Schließung des Studienbetriebs der bildo Akademie
Im Zug der Realisation dieser transinstitutionellen Seminare und Forschungsprojekte durch die bildo akademie zeichnete sich allmählich ab, dass der rasant fortschreitende Technikwandel mit einem gesellschaftlichen Wandel einherging. Die Industriegesellschaft entwickelte sich zur Informationsgesellschaft. Auch die staatlichen Hochschulen konnten diese epochalen Veränderungen nicht länger ignorieren. Studiengänge mit den Bezeichnungen "Mediendesign" und "Medienkunst" fanden sich bald in den Programmen einiger Fach- und Kunsthochschulen. Außerdem hatte der Studienbetrieb in zwei staatlichen Neugründungen begonnen, der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und der Kölner Kunsthochschule für Medien. Damit war der Pioniergeist der privat organisierten bildo akademie für Kunst und Medien in Theorie und Praxis im staatlich organisierten Hochschulbetrieb schließlich angekommen. Die bildo akademie hatte im Zeitraum einer Dekade ca. 100 Studierende ausgebildet und sah ihren selbst gestellten Anspruch und Auftrag, berufliche Bildung auf der Höhe der Zeit zu organisieren, als erfüllt an. Eine Kerngruppe aus Gründern und Lehrenden entschied einvernehmlich, die Akademie nach dieser Zeit intensiver Forschung, Ausbildung und Produktion zu schließen, um neue Wege zu beschreiten. Die derzeit Studierenden wurden bis zum Abschluss betreut.
Thilo Koenig in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 205 vom 3.9.1994, S. 43 "Beruf und Chance", Artikel-Headline:
"Zwischen Fotodesign, Bildjournalismus und freier visueller Kunst - Das Fotografie-Studium in Deutschland bietet ein breites Angebot - Schwieriges Berufsfeld:
Einen anderen Weg gehen derzeit nur die neu gegründete Staatliche Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und die private bildo akademie für Kunst und Medien, Berlin, die sich offensiv der Herausforderung durch die neuen Medien stellen und Fotografie als ein technisches Mittel unter vielen ansiedeln. Ähnlich die Kölner Kunsthochschule für Medien."
Vergabe des letzten bildo Diploms.
Ole Bader beendete als letzter Student der bildo akademie das Studium des Mediendesign nach 8 Semestern mit Auszeichnung. Sein interaktives Projekt beinhaltete eine Lernplattform für Studierende der Fachhochschule Brandenburg im Rahmen einer Forschungsarbeit. Online sollte ein bestimmtes Lernstoff-Konvolut zu Gestaltungsfragen im Internet offeriert und benutzbar werden. Ole Bader produzierte dieses angewandte System interdisziplinär im Team mit einem Programmierer und folgte damit dem Beispiel einiger anderer bildo Studierender, die als Diplomprojekte in jeweils interdisziplinären Teams mit Programmierern und angehenden Wissenschaftlern und Doktoranden angewandte interaktive Systeme entwickelt hatten.
Das Forschunsgteam der bildo Akademie setzt seine Arbeit im Rahmen des Studiengangs Kommunikationsdesign an der HTW Berlin fort.
Die Geschäftstätigkeit der gemeinnützigen GmbH bildo akademie für Kunst und Medien wurde abgeschlossen.
Die Geschäftstätigkeit der Firma motion pixel, Ges. für elektronische Bildverarbeitung mbH wurde abgeschlossen.