Die Gesellschaft entwickelt sich zur Mediengesellschaft. Gerade in einer solchen Zeit ist es wichtig, dass eine Institution (bildo Akademie) versucht,
die Überfülle und Zersplitterung des Medienzeitalters zu reduzieren und zu konzentrieren, sozusagen ein Fixpunkt in dieser Entwicklung zu sein. ... Die bildo Akademie ... ist zu einem wichtigen Bestandteil der Berliner Kulturlandschaft geworden.
Ulrich Roloff-Momin, 1994
Das medienkünstlerische Schaffen von Born/Heine, d.h. ihre künstlerischen Erfahrungen und deren Reflexion im Rahmen des gemeinsamen »Atelier für schnelle Medien« bildeten seit 1978 die Energiequelle und das Bewusstsein heraus, unter denen eine Idee zunächst zur Konzeption und dann realisiert werden konnte.
Bereits in der Planungsphase wurde klar, dass es sich um ein weiteres künstlerisches Werk im Rahmen ihres Schaffens handeln würde; gedacht war an die Konstruktion einer im Beuys'schen Sinn »sozialen Skulptur« (vgl. Born/Heine u. A.: Bildmaschinen und Erfahrung. Berlin 1990), deren Thema und Inhalt die Erforschung der sich gerade wieder neu formierenden Schnittstellen Kunst/Technik, analog/digital, stehendes Bild/Bewegtbild, Mensch/Maschine, Kunst/Wissenschaft, Kunst/Design, Print-/ Nonprintmedien, Materialität/Virtualität und nicht zuletzt Theorie/Praxis bilden sollte.
Eine solche, zunächst in der Vorstellung existente »Skulptur« verdiente einen eigenen Namen. Dieser Name, bildo, war Programm und wurde später vielfältig gedeutet. Der Soziologe und Anthropologe Dietmar Kamper z.B. erklärte ihn zum staunenden Ausruf: »bild, o!«. Andere deuteten ihn als »Weg des Bildes« analog zu jenen asiatischen Kampfkünsten, die auf »do« enden und damit einen jeweiligen Übungsweg bezeichnen: Aikido, Wendo, Kendo etc.
Ursprünglich ging der Name auf einen intensiven Diskurs über das Spannungsverhältnis zwischen Bild und Foto zurück: Fotografien waren noch immer nicht als eigenständige Formen und Werte in den traditionellen deutschen Kunstbetrieb integriert; Born/Heine wollten eine Fotografie zuallererst als eine gleichberechtigte Bildform unter anderen begriffen wissen. So ergab sich aus »bild« und »foto« bildo.
Daraus folgte das technische Bild; nach zehnjähriger künstlerischer Entwicklung war so die Brücke zwischen den verschiedenen technischen Bildprodukten gebaut. Ins Zentrum des zu entwickelnden Studienprogramms der technischen Bilder stellten sie anfänglich noch die analoge, kurze Zeit später die digitale Fotografie als Baustein einer fließenden Lehre von den technischen Bildern und ihren diversen Ausformungen.
Weitere wichtige Komponenten der Idee der bildo akademie waren Teamwork, die in medialen Produktionsprozessen unerlässlich ist, Interdisziplinarität (auch Transdisziplinarität), die in den 1980er Jahren an den meisten staatlichen Hochschulen noch immer vermisst wurde, eine Reihe neu zu entwickelnder gestalterischer Fachbegriffe im Medienkontext sowie der Anspruch, ein kleines und effizientes Institut zu bilden, in dem Bildung und Studium nicht vom Waren- und Servicecharakter bestimmt wären. Zu dieser Zeit galt eine nicht staatliche Hochschule in Deutschland, die sich zu 100% eigenständig finanzierte, als geradezu unmoralisch; innerhalb eines Jahrzehnts veränderte sich das radikal.